Gekommen um zu bleiben! Demo am Samstag, 19. März 2016

Am Samstag, den 19. März, gingen im Rahmen des Internationalen Aktionstages gegen Rassismus und Faschismus IN ZUERICH mehrere Hundert Menschen auf die Strasse, um gegen die Festung Europa und die unmenschliche europäische Asylpolitik zu protestieren. Die Demo startete vor dem Hallenstadion in Örlikon, vis à vis von der Messe Halle 9, wo zurzeit Flüchtlinge wohnen. Nach verschiedenen Reden begann der Zug Richtung Berninaplatz zu gehen. Vor dem Migrationsamt gaben viele erneut ihre Meinung kund. Zurück in Örlikon endete die Demo mit weiteren Reden und Suppe auf dem Marktplatz.

Schauen Sie sich die Fotos an und lesen Sie die Rede des Aktivisten Emeka Ezenduka.

Fotogalerie der ASZ

Eigene kleine Fotogalerie:

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Beitrag in der Tageschau vom 19.März 2016

Rede des Aktivisten Emeka Ezenduka:

Auf der Suche nach Gold und Reichtum wanderte der weisse Mann einst in alle Länder der Welt aus. Aus Gier, Machtgelüsten und Grössenwahn besetzte er diese Länder. Mein Land war auch Opfer einer solchen Besetzung. Der weisse Mann lebte in Herrenhäusern und schwamm im Luxus.  

Er hatte viele Tricks bereit und nutzte bei seinem Vorhaben Religion, Bildung, Zivilisierung und Überseehandel geschickt. Wir waren grosszügige Gastgeber und hiessen ihn unter uns willkommen.  Wir nahmen keine Fingerabdrücke von ihm oder schoben ihn in ein anderes Land ab, nur weil er sich vorher dort aufgehalten hatte. Er wählte selbst, wo er leben wollte. Er liess sich nieder und begann mit der Gehirnwäsche unserer Leute. Er sagte, wir seien primitiv, unsere Religion barbarisch, unsere Regierungen seien bloss Kindereien. Er machte alles an uns schlecht, damit wir seinen guten und besseren Lebensstil übernahmen.  

Anfangs kam er uns harmlos vor und wir amüsierten uns ein wenig über seine Torheit, seine Unbeholfenheit. Wir bemerkten nicht, dass er sich in Wahrheit hinterlistig anschlich mit seinen Ideologien. Er verführte einige von uns mit verlockenden Worten und wir waren nicht mehr fähig als Einheit zu handeln. Er bohrte ein Messer mitten in die Dinge, die uns zusammenhielten und entzweite uns. It was then, when „things fell apart“…

Ab diesem Punkt verbreitete sich der Hass zwischen meinen Brüdern und sie begannen einander zu misstrauen. Dann machte er uns mit einer seiner liebsten Schätze vertraut: moderne Kriegswaffen, damit wir uns selbst systematisch und mühelos umbringen konnten. Er riss die Macht an sich und verdiente viel Geld mit den Konflikten unter uns, die er selbst angestachelt hatte. Er machte uns zu Sklaven, nahm uns alle Rechte, unser Land, brachte uns ins Gefängnis, dessen Mauern wir selbst hatten aufbauen müssen. Er zwang uns in die Schule und Kirche zu gehen, um uns dort seinen Lebensstil aufzudrängen.

Heute bin ich nicht willkommen in seinem Land, nachdem ich beschlossen habe meine Haut zu retten und davonzurennen vor dem Unheil, dass er einst in mein Land gebracht hat. Ich muss hier in Bunkern wohnen, nicht wie er damals in Herrenhäusern. Und wieder sagt er mir, ich sei nichts wert, behandelt mich wie Dreck. Und als wäre das nicht schon genug, droht er mit Gefängnis, sollte ich sein Land nicht verlassen und setzt mich mit Verbrechern gleich.

Nur wenn man andere degradiert, kann man es unterlassen sie als Menschen zu behandeln. Aber wir brauchen keine Assimilation an so genannt bessere Kulturen, keine Aufteilung in wertvoll und wertlos. Im Grunde sind nämlich alle Menschen gleich. Menschen aus verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Kulturen oder unterschiedlichem Charakter können friedlich zusammenleben. Warum sollen Mauern, Stacheldrähte und Grenzwächter unsere Bewegungsfreiheit verhindern? Wir sind keine Kriminellen, die hinter Gitter gehören!  

Nun sprechen alle von den Menschenrechten. Menschenrechte kann man mir aber nicht geben, denn sie gehören mir bereits. Ich habe das Recht dorthin auszuwandern, wo ich will, dort zu leben, wo ich will, so zu leben, wie es mir passt. Ich habe das Recht auf Frieden und Wohlstand und ich habe das Recht meine Meinung und meinen Ärger zu äussern, wenn es nötig ist.

Wir wollen keine Ausschaffungen und keine Bunker mehr!  
Statt Dublin-Abkommen fordern wir Niederlassungsfreiheit!
Wir sind gekommen, um zu bleiben!!

Warum demonstrieren wir?

Überall werden Zäune errichtet, über den Balkan gibt es kein Durchkommen mehr, das Mittelmeer ist ein Massengrab und die Türkei überwacht nun gegen Bezahlung das Tor zu Europa. Viele Menschen werden zurück in den Krieg geschickt oder kommen gar nie von dort weg. Und die Schweiz schiebt Flüchtlinge dank Dublinsystem in jedes nur erdenkliche Land ab, sperrt Abgewiesene ein und schafft sie mit Zwangsmassnahmen aus. Flüchtlinge müssen in Bunkern leben und der Rassismus nimmt zu…

STOPP DEN DUBLIN-RÜCKSCHAFFUNGEN
Das Dublin-System führt dazu, dass Flüchtlinge in Europa hin- und hergeschoben werden. Familien werden auseinandergerissen und es wird keine Rücksicht auf die physische und psychische Gesundheit der Betroffenen genommen. Wir fordern die Schweiz auf, von ihrem in der Dublinverordnung verankerten Recht auf Selbsteintritt Gebrauch zu machen und diese Asylgesuche in der Schweiz zu behandeln!

STOPP BUNKER
Es ist längst gängige Praxis, Asylsuchende unter menschenunwürdigen Bedingungen in Zivilschutzanlagen und Massenunterkünften unterzubringen.

SICHERE PASSAGEN STATT GRENZZÄUNE UND FRONTEX
Mit Drohnen und Schusswaffen verhindert Frontex, die Europäische Agentur für operative Zusammenarbeit an den Aussengrenzen, die Flucht vor Hunger und Krieg. Wir fordern offene Grenzen und Bewegungsfreiheit für alle – die Schweiz soll Verantwortung übernehmen und grosszügig und direkt Flüchtlinge aus den Krisengebieten aufnehmen.

SOFORTIGE HILFE AUF DEN FLUCHTROUTEN
Dem humanitären Notstand an den Flüchtlingsrouten, so zB. an der griechisch-mazedonischen Grenze, muss unverzüglich ein Ende gesetzt werden: Wir fordern sofortige Hilfe.

KEIN EU-MIGRATIONSDEAL MIT DEM VERBRECHERISCHEN REGIME IN DER TÜRKEI
Schluss mit widersprüchlicher Politik: R. T. Erdogan und der türkische Staat werden mit Finanzhilfen gekauft, um keine Flüchtlinge mehr passieren zu lassen, während gleichzeitig die Konflikte und Fluchtursachen im Inneren der Türkei und Syrien geschürt werden.

STOPP (STAATS-)RASSISMUS
Ausländerfeindlichkeit und die rassistischen Tendenzen in der Schweiz und der EU, machen Flüchtlingen die Integration besonders schwer. Auch wird durch Lohndumping und schlechten Arbeitsbedingungen versucht, aus der «Flüchtlingskrise» Kapital zu schlagen.

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Während die Asyl-Gesetze verschärft werden, wächst die Mauer rund um die Festung Europa immer weiter in die Höhe: Ist Hass und Rassismus wirklich alles, was wir zu bieten haben?

Wir sagen: Nein! Nein zu den Dublin-Rückschaffungen – einem System, welches dazu führt, dass Flüchtlinge in Europa hin- und hergeschoben und Familien auseinandergerissen werden. Wir sagen nein zu der menschenunwürdigen Unterbringung von Asylsuchenden in Bunkern und fordern Solidarität, Bewegungsfreiheit und offene Grenzen für alle, statt Drohnen und Schusswaffen an den Grenzen.

Auch die Schweiz soll Verantwortung übernehmen und grosszügig und direkt Flüchtlinge aus den Krisengebieten aufnehmen.

Wir sagen nein zur Ignoranz gegenüber dem humanitären Notstand an den Flüchtlingsrouten: So soll in Regionen, wie beispielsweise an der griechisch-mazedonischen Grenze, sofortige Hilfe geleistet werden.

Wir sagen nein zu Rassismus – denn nicht nur die rassistischen Tendenzen in der Bevölkerung machen Flüchtlingen das Leben in der Gesellschaft schwer: Wir stehen für ein Bündnis aller Benachteiligten statt für das Ausspielen der verschiedenen Menschengruppen gegeneinander.

Am 19. März gehen wir gemeinsam mit Menschen in ganz Europa auf die Strasse, um ein Zeichen dagegen zu setzen: Ob Flucht durch Krieg, Hunger, politische Verfolgung oder wirtschaftliche Zerstörung – wir lassen nicht zu, dass die Regierungen mit ihrer menschenverachtenden Politik durchkommen. Gekommen, um zu bleiben – keine Toleranz gegenüber Rassismus!

AUGENAUF * AUTONOME SCHULE ZÜRICH * BFS ZÜRICH * FREIPLATZAKTION * GAP GRUPPE FÜR ANTIKAPITALISTISCHE PRAXIS * IDGB BÜNDNIS DER DEMOKRATISCHEN KRÄFTE AUS DER TÜRKEI / SCHWEIZ * ITIF FÖDERATION TÜRKISCHER ARBEITER_INNEN IN DER SCHWEIZ * KUK * OROMO COMMUNITY IN SWITZERLAND * SOSF – SOLIDARITÉ SANS FRONTIÈRES *SOLINETZ * UNION OF OROMO STUDENTS IN SWITZERLAND * WATCH THE MED ALARMPHONE SCHWEIZ * WEGE27 * WELCOME TO EUROPE!

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