Wir vermissen die Begegnungen und den Trubel unbeschreiblich…

Alle Kurse des Solinetzes haben im Moment geschlossen. Doch läuft deswegen wirklich nichts mehr? Wir haben nachgefragt. Die Projektverantwortlichen der Deutschkurse erzählen über teilweise regen Kontakt zu den Geflüchteten. Hier haben wir aus zahlreichen Mails Zitate ausgewählt, die einen Eindruck des aktuellen Engagements vermitteln:

  • Ich finde, dass wir recht stolz sein dürfen darauf, was sich unsere Unterrichtenden alles einfallen lassen und mit wie viel Herzblut sie weiter unterrichten.
  • Offensichtlich sehen viele, dass unser Engagement jetzt vielleicht noch wichtiger ist als in „normalen“ Zeiten.
  • Einige der eh schon social-media-affinen Freiwilligen im Team führen weiterhin ihren Deutschkurs durch.
  • Einige sind per Post mit Arbeitsblättern und Korrigieren am Unterrichten und erfahren so, wie es allen ergeht.
  • Für mich ist das Ganze eine Herausforderung, da mir die IT-Welt wirklich nicht in die Wiege gelegt wurde!
  • Einige geben Unterstützung, indem sie z.B. «Carepäckchen» oder Migrosgutscheine verschicken.
  • Einige schauen in einzelnen Tandems miteinander, was ansteht.
  • Vom Organisationsteam aus sind wir mit allen Geflüchteten, die bei uns mitarbeiten, per Telefon, Mail, SMS oder auch kurzen Begegnungen auf Körper-Distanz im Kontakt.
  • Ich schreibe jeden Freitag, wenn eigentlich der Deutschkurs stattfände, eine Rundmail an alle von unserem Team mit Infos, Geschichten und Erfahrungen von allen, die etwas mit allen teilen möchten.
  • Wir vermissen die Begegnungen und den Trubel unbeschreiblich…
  • Alle, von denen wir im letzten Moment noch die Nummern erfragen konnten, kontaktieren wir regelmässig, um sie mit Informationen, wie sie das Solinetz und andere publizieren, zu versorgen.
  • Ich habe nützliche Apps zum Selbstlernen weitergeleitet in der Hoffnung, dass unsere Teilnehmenden viel cleverer im Umgang mit Apps sind als wir selber.
  • Selbstverständlich halten wir Kontakt. Dies allerdings eher mit einem zwischenmenschlichen Ansatz denn zum Deutschunterrichten.
  • Mit drei Teilnehmenden bin ich via Whatsapp im Austausch, zur jetztigen Zeit sogar intensiver als vor dem Lockdown.
  • Ich habe bei meiner Deutsch-Gruppe gefragt, wer denn weiter Deutsch lernen möchte. Von 12 haben 5 Interesse gezeigt. Ich habe per Post Übungen und einen Brief geschickt. Mit frankiertem Antwortcouvert.
  • Ich telefoniere auch 1 Mal wöchentlich mit den 5 interessierten Schülerinnen und Schülern.
  • Meine Erfahrung ist, dass es der Präsenzunterricht mit all seinen Vorteilen ist, der für die Schülerinnen und Schüler zählt. Es braucht schon eine besondere Konstitution, damit man „zu Hause“ Deutsch-Aufgaben erledigt, wenn man in der Situation von unseren TeilnehmerInnen steckt.
  • Wir haben unseren 6 Schülerinnen (nur Frauen) “Hausaufgaben” geschickt. Auf die Nachfrage vor ein paar Tagen, wie es denn stehe/ob Hilfe benötigt werde, kamen nur freundliche Grüsse zurück. Leider. Schade. C’est la vie. Könnte es sein, dass es sich hier um eine geschlechterspezifische Erscheinung handelt? Die Frauen, die mehr in ihrem sozialen Umfeld “gefesselt” sind?
  • Da ich jeweils am Montag und Dienstag ganztags unterrichte, bin ich darauf angewiesen, dass die Kursteilnehmer/innen pünktlich vor den Handys sitzen.
  • Bei uns ist es hilfreich, immer zur gleichen Zeit zu beginnen und einander vorher per WhatsApp zu begrüssen.
  • Unsere grösste Sorge: Bisher haben nur die jungen Männer Mühe, bei der Sache zu bleiben, vor allem solche, die auf Nothilfe sind. Wenn immer machbar, bekommen sie eine Möglichkeit, Hawar einmal pro Woche zu treffen. Das hilft in den meisten Fällen.
  • Mir wird jetzt noch viel bewusster, wie wichtig unser Unterricht ist. Der Unterricht ermöglicht Kontakt, Austausch, ist anregend. Man nimmt einander wahr, jemand reagiert.
  • An einem Nachmittag arbeitet ein Lehrerinnen-Team zuerst mit der ganzen Klasse mit Zoom, bevor die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben lösen.
  • Eben sind wir nun eingestiegen mit Tagebuchschreiben, d.h. die TN bekommen heute per Post ein Heft und eine Anleitung. Aus ausgewählten Beiträgen soll am Schluss ein „Buch“ für alle entstehen.

Und zu guter Letzt auch ein kurzer Bericht von der Solinetz-Essensverteilung in Adliswil:

  • Seit dem 27. März haben wir die wöchentlichen Essenslieferungen ins “Rückkehrzentrum” in Adliswil wieder aufgenommen. Neu können von der Migros nur noch Obst, Salat, Brot und Süsswaren übernommen und ins RKZ geliefert werden. Dies, weil den BewohnerInnen die Nutzung der Küche wegen Ansteckungsgefahr untersagt ist. Vor Ostern lieferten wir zweimal: Am Gründonnerstag haben wir für jede einzelne BewohnerIn einen Osterhasen dazu gegeben.