Tiefe Asylgesuchszahlen und Tote im Mittelmeer

Ich möchte hier eine Tatsache in Erinnerung rufen, die manchmal in den Hintergrund tritt, wenn wir uns mit voller Energie auf das lokale Engagement für Flüchtlinge konzentrieren:

„Im letzten Jahr haben rund 15’000 Schutzsuchende in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt. Das ist der tiefste Wert seit 2007 – und eine direkte Folge der EU-Abschottungs- und Abschreckungspolitik, die auch die Schweiz mitträgt. Flüchtende werden dadurch auf immer gefährlichere Routen gezwungen, unzählige sterben dabei.“ (Medienmitteilung der Schweizerischen Flüchtlingshilfe)

Was bedeutet das fürs Solinetz?
Die rückläufigen Asylgesuchszahlen bedeuten fürs Solinetz konkret, dass unsere Projektteilnehmenden zunehmend Personen sind, die schon seit einigen Jahren in der Schweiz leben. Langzeit-NothilfebezügerInnen, denen fast alle Türen ausser diejenige zu unseren Projekten verschlossen sind, Asylsuchende, die seit Jahren im Verfahren feststecken oder vorläufig Aufgenommene, die die Hürden bei der Arbeitssuche zu überwinden versuchen. Während wir im 2015/2016 noch vom Gefühl beflügelt waren, es gehe überall vorwärts (Ankommen, Asylgesuch, Bewilligung und dann los in die Selbständigkeit!), begegnen die Freiwilligen nun immer öfter hier lebenden Flüchtlingen, die vom System irgendwo, irgendwie zermürbt werden. Das ist ungleich herausfordernder!

Und was ist mit den Toten im Mittelmeer?
Wer sich hier für Flüchtlinge einsetzt, dem ist das Schicksal der Menschen auf der Flucht nicht egal. Im Gegenteil! Mit unserem Engagement stehen wir alle deutlich ein für ein solidarisches und offenes Europa. Das Engagement der hunderten Freiwilligen beim Solinetz Zürich und in der ganzen Schweiz muss als unaufhörlicher Appell für mehr Menschlichkeit verstanden und sichtbar gemacht werden.

Denn wir sind stärker als die Angst, und wir sind viele!
Hanna Gerig