5 Monate Gemeinsam Znacht – ein Zwischenbericht

Das Projekt Gemeinsam Znacht hat sich gut konsolidiert. Wir haben nun eine Arbeitsgruppe, die sich (in grösserem Kreis) ca. 14-täglich trifft, um Placements zu besprechen und Gäste und Gastgeber anzurufen. Was für den Einzelnen eine mühsame und langwierige Arbeit ist, geht in der Gruppe viel fliessender. Dann geht es bei uns am Hirschengraben zu wie in einem Call Center, es wird auf mehreren Sprache telefoniert, gelacht und Gästen und Gastgebern erklärt, wie Gemeinsam Znacht funktioniert. Die Gespräche sind allermeist sehr fröhlich und positiv, aber oft muss eine ganze Menge zu Gemeinsam Znacht erklärt werden. Das fängt beim Namen an: “Dinner together” oder “manger ensemble” oder “zusammen essen bei Schweizer Familie” – es kann oft ein paar Minuten dauern, bis wir uns verständlich gemacht haben.

Nach den Telefonaten mit Gästen und Gastgebern werden Vermittlungen gemacht, d.h. wir suchen Paare zusammen, die ein Gemeinsam Znacht zusammen haben werden. Anschliessend erfolgt die Benachrichtigung über das weitere Vorgehen an den Gastgeber per Email, wobei wir dann erwarten, dass die bilaterale Kontaktaufnahme seitens des Gastgebers zügig erfolgen wird.

Eine kleinere Arbeitsgruppe trifft sich zudem meist wöchentlich, um den Stand der Einladungen zu überprüfen und eventuelle Missverständnisse zu klären. So hat Gemeinsam Znacht einen guten Rhythmus gefunden und die Arbeitsgruppe hat Spass dabei. Ein grosser Dank an dieser Stelle an all die freiwilligen studentischen HelferInnen aus der WG in der Kirchgasse!

Immer wieder müssen wir uns neuen Herausforderungen stellen. Momentan haben wir einige Anmeldungen von syrischen Familien, in denen meist nur ein Kind deutsch spricht. Nun suchen wir dringend “KulturvermittlerInnen”, die an den Essen teilnehmen und uns beim Übersetzen helfen wollen, denn das ist für die Kinder einfach zu schwierig. Heute kam bereits eine Mail von einer Studentin, die unseren Aufruf auf Facebook gelesen hat und arabisch spricht, und so sind wir zuversichtlich, noch weitere HelferInnen zu finden.

Gemeinsam Znacht hat vergangene Woche eine Flüchtlingsunterkunft besucht und sich dort erstmals in grossem Rahmen den Bewohnern vorgestellt. Das Echo war unerwartet stark und positiv. Männer, Frauen, Familien, alle hatten Interesse an dem Projekt und wollten sich anmelden. Es war berührend, zu sehen, dass die Aussicht auf einen solchen Kontakt mit der Schweizer Bevölkerung tatsächlich auch für die Flüchtlinge von Interesse ist, und zwar sowohl bei Bewohnern, die ganz neu angekommen sind als auch bei denjenigen, die schon mehrere Jahre dort wohnen. Wir dürfen diese zukünftigen Gäste nicht enttäuschen und sind uns unserer Verantwortung bewusst.

An dieser Stelle möchten wir auch den DeutschlehrerInnen und Freiwilligen des Solinetzes danken, die dem Projekt viele Türen geöffnet haben. Durch die persönlichen Kontakte und weil sie GemeinsamZnacht unter den Flüchtlingen bekannt gemacht und ihre SchülerInnen und Bekannten angemeldet haben, konnten wir viele Flüchtlinge erreichen.

Unsere Gastgeber werden oft auf eine harte Geduldsprobe gestellt, weil wir keine Sofortvermittlungen machen können. Wir können nicht täglich für Gemeinsam Znacht arbeiten und haben zudem oft nicht den passenden “Match” und so dauert die Vermittlung oft etwas länger. Sprache, Geschlecht und Anzahl, alles muss bei den Gästen stimmen, um sie an die entsprechenden Gastgeber zu vermitteln. Wir bitten alle Gastgeber um Entschuldigung für eventuelle lange Wartezeiten.

Aber es liegt uns vor allem am Herzen, dass die Gäste nicht so lange auf eine Kontaktaufnahme durch den Gastgeber warten müssen. Unsere Arbeitsgruppe muss häufig nachfragen, ob der Gast endlich angerufen wurde. Es gibt viele Gründe, die einen Gastgeber davon abhalten (Grippe, Ferien, Reha, Umzug sind nur einige davon), aber es gibt auch ganz normale “Aufschieberitis”. Und die möchten wir in Zukunft gerne frühzeitig erkennen und verhindern.

Wir haben viele Pläne. So möchten wir im Sommer ein Fest veranstalten unter dem Motto „1 Jahr Gemeinsam Znacht”. Mehr Info dazu wird es im Laufe des Frühjahrs geben.

Wir möchten ausserdem gerne im Frühling die Arbeitsgruppe erweitern und Flüchtlinge zu den Treffen dazu einladen. Diejenigen, die schon an ein, zwei Gemeinsam Znacht teilgenommen haben, können erstens einen Einblick in unsere Arbeit gewinnen, aber auch aktiv mitmachen, wenn sie möchten.

Wie einige von Euch vielleicht auf unserer Facebook-Seite bereits gesehen haben, haben wir angefangen, Testimonials von Gästen zu publizieren. Wir möchten gerne die Stimmen der Gäste auf der Gemeinsam Znacht Facebook Seite kommunizieren, um dem Projekt mehr Authentizität zu geben. So hat Ali Hatim auf Baluchi und Hicham auf Arabisch über Gemeinsam Znacht geschrieben. Nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch sind das beides sehr, sehr schöne Statements, und wir möchten das unbedingt weiterführen. Vielen Dank an Ali und Hicham!

Soll man ein Foto von einem Gemeinsam Znacht machen und soll es auf der Facebook-Seite veröffentlicht werden? Wir sagen: ja, unbedingt! Es kann anonym sein, und man kann es sogar so aufnehmen, dass man einzelne Gäste nicht erkennen kann, wenn dies so gewünscht wird. Man kann auch einfach das Essen fotografieren oder den gedeckten Tisch oder einen Menuplan. Wir finden: so lebt Gemeinsam Znacht und so können wir alle miterleben und auch zeigen, wie die Gastlichkeit und Mitmenschlichkeit bei Gemeinsam Znacht aussieht. Die Welt braucht gute Nachrichten.

Wir sind in zwei Medienberichten präsentiert worden.

WOZ Artikel lesen

Forum Artikel lesen

Martina Schmitz (1.4.2015) Kontakt und Anmeldung

Foto oben: Gemeinsamznacht am 23.3.2015 in einer Gross-WG mit Ali und Irshad aus Balochistan. Mehr dazu auf facebook